Wäre da nicht sein Freund, der glücklose Schauspieler Henry (Henry van Lyck), dann wäre der Schlagertexter Martin (Werner Enke) an seinem 25. Geburtstag wohl kaum aus dem Bett gekommen. Doch Henry, der die Passivität seines hoch begabten Freundes, dessen Desinteresse an den Dingen des Lebens, nicht verstehen kann, zwingt Martin, der in der Nacht zuvor einen Einbruch und Diebstahl beobachtet hat, zur Polizei zu gehen.
Damit setzt er eine Kette von Ereignissen in Gang, in deren Verlauf der "Pseudophilosoph" Martin die fast ebenso eigenwillige Barbara (Uschi Glas) kennen lernt. Die Stunden mit ihr sind für ihn, der davon überzeugt ist, dass es böse enden wird, ein Geschenk des Schicksals, das ihn letztlich aber auch nicht von seinem selbstzerstörerischen Weg abbringen kann.
Als er 1968 in die deutschen Kinos kam, war Zur Sache Schätzchen nichts weniger als eine Sensation, und auch heute noch ist das Spielfilmdebüt der damals gerade 27-jährigen May Spils der wohl bekannteste Repräsentant der Münchner Schule des Neuen Deutschen Films. Die unbekümmerte Forschheit, mit der die junge Filmemacherin ihre Geschichte aus dem Leben eines modernen Taugenichts' realisiert hat, war damals beispiellos im deutschen Kino und ist immer noch unerreicht.
1967 entstanden, nimmt Zur Sache Schätzchen die Stimmung der Jahre 1968 und 1969 voraus. Martins Lethargie und später dann die Art, in der er sich durch Schwabing treiben lässt, immer auf der Flucht vor der Polizei, die er mit seinem gegen jede Autorität gerichteten Auftreten provoziert hat, sind nicht einfach nur eine Form von Verweigerung. Sie drücken die vielleicht reinste Anarchie überhaupt aus, eine Anarchie, die sich selbst jede gesellschaftliche und politische Dimension versagt. Martin ist eben kein Revolutionär, er ist vielmehr ein Erbe der satirischen Romantiker des frühen 19. Jahrhunderts, dessen große Leidenschaft der Sprache und ihrer subversiven Kraft gilt.
Die Dialoge, die May Spils zusammen mit Rüdiger Leberecht und ihrem Anti-Star Werner Enke geschrieben hat, sind einzigartig im deutschen Film. Sie haben sie nicht der Wirklichkeit und einem bestimmten Milieu abgelauscht, sondern eine ganz eigene Sprache geschaffen, die einer ganzen Generation ein neues Vokabular geben sollte. Selbst heute noch, da wir um das Prophetische des überraschend pessimistischen Endes von Zur Sache Schätzchen wissen und Martins Worte und Wendungen schon wieder weit gehend vergessen sind, geht von den Dialogen des Films wie von Uschi Glas' unschuldiger Koketterie und Werner Enkes romantischem Philosophieren eine unwiderstehliche Magie aus.
6,5 Millionen Kinozuschauer
3 Bundesfilmpreise
Goldene Leinwand
Bambi 1969 für Uschi Glas
Special Features:
12-seitiges Booklet
Originaltrailer
2 Kurzfilme von May Spils von 1966: Das Portrait und Manöver (Länge je 10 Min.)
Werner Enke 2012 über Geburtstage (ca. 10 Min.)