Josef Hader ist in Österreich ein Star: als Kabarettist, nach seinen erfolgreichen Ausflügen auf die große Leinwand mit Komm, süßer Tod und vor allen Dingen dem österreichischen Blockbuster Indien (an der Seite von Alfred Dorfer) auch als Schauspieler.
In Blue Moon spielt er den stoisch umherschlurfenden Geldboten Johnny Pichler, der nach einer missratenen Transaktion an die mysteriöse Blondine Shirley (Viktoria Malektorovych) gerät, nur um in den schäbigen Hotels der Slowakei sein Herz an sie zu verlieren. Eh er sich versieht, ist Shirley, die eigentlich Jana heißt, über alle Berge und Pichler sitzt mit dem gestrandeten Ostdeutschen Ignatz (Detlev Buck) am Tresen, um 10.000 Dollar ärmer -- dafür mit einem gestohlenen Wagen am Bein.
Alles was ihm von Jana bleibt, ist eine Visitenkarte aus dem ukrainischen Lviv. Doch Johnny Pichler lässt sich so leicht nicht abschütteln.
Blue Moon ist ein klassisches Roadmovie: eine skurrile Odyssee von West nach Ost und nicht zuletzt eine ergreifende Liebesgeschichte, die sich allen Grenzen widersetzt.
Regisseurin Andrea Maria Dusl hatte den Stoff schon lange im Kopf. Als sie im Spätherbst 1989, nach dem Fall des eisernen Vorhangs, zum ersten Mal in den Osten aufbrach, wirkte diese neue Welt auf sie exotisch -- seltsam anders und faszinierend fremd. Die Faszination ist geblieben und dem Film in jeder Szene anzumerken.
Wohltuend werden gängige Klischees über das Armenhaus Europas vermieden, immer wieder findet Kameramann Wolfgang Thaler frische Motive und auch die Entscheidung beizeiten in die Subjektive der von Pichler mitgeschleiften Digicam zu springen, verschonen uns vor postkartenhaften Entdeckungsreisen. Im Gegenteil -- das auf diese Weise entstehende Videotagebuch findet sowohl in der Entwicklung der Liebesgeschichte zwischen Johnny und Jana als auch in der Reise an sich seine Entsprechung.
Das Aufeinandertreffen von Josef Hader mit dem unbeschwert aufspielenden Detlev Buck, der immer so wirkt, als würde er zwischen seinem ganz persönlichen Osttrip mal eben seine Szenen hinwerfen ist schlichtweg brillant -- etwa in der einführenden Szene im Hotel. Der Regie gelangen etliche schöne Momente zwischen Johnny und Jana, die wichtig für die Erdung des Films sind. Letztendlich ist Blue Moon bei aller Ostthematik nämlich ein Liebesfilm -- und manchmal sogar ein ergreifender.