Bis zum Schlusstableau ist Kuséjs packende Inszenierung eine ziemlich feuchte Angelegenheit. Es regnet und regnet und regnet. Einmal hagelt es sogar. Dutzende Paar Schuhe, Symbol des Auswanderns, fallen von oben in den Morast der bretterverschalten Riesenscheune. In ihr veranstaltet der Regisseur mit Hilfe eines fabelhaften Ensembles einen finsteren Veitstanz.
Fest verwurzelt in der Erde sind diese Bauern, und weil sie sich davon nicht losreißen können, versinken sie buchstäblich im Schlamm und Dreck. Ihr Eigentum, der Mythos von Grund und Boden, wird ihnen zur klaustrophobischen Eigenhölle.
Alles Tümliche hat die Regie der Figuren radikal genommen. Kuséj arbeitet gleichsam mit den Elemantagewalten. Er braucht bloß Wasser und Feuer, Erde und - vom Wahn - verpestete Luft. Übers Grab hinaus verfolgte der Autor Karl Schönherr das Kompliment der Holzschnitttechnik. Die "Burg" zeigt eine ander ästhetische Verwandschaft: Plötzlich springt uns die Bildwelt der gemalten Schreckensbauern von Albin Egger-Lienz an.
Eine vitale, alle möglichen Assoziationen hellwach aufgreifende Inszenierung und aus allen Tiefen des Menschseins geschöpfte Kreaturen, denen das Burgensemble gespenstische Präsenz verleiht. In der blutigen gegenreformatorischen Vertreibung der Protestanten aus dem Österreich des 16./17. Jahrhunderts lässt Kusej den Holocaust und auch die menschliche Hässlichkeit der neueren österreichischen Ausländerpolitik anklingen. (Der Standard)
Darsteller: Maria Hengge, Agnes Riegl, Sylvie Rohrer, Bibiana Zeller, Martin Schwab, Hilke Ruthner
Sprache(n): Deutsch (Dolby Digital 2.0)
Untertitel: keine
Lauflänge des Spielfilms: ca. 110 min.
Erscheinungsjahr (Film / Disc): 2001 / 2009
FSK - Altersfreigabe: 12
Genre: Drama / Theater